Für unsere Kinder: Mitmachen lohnt sich!

Liebe Eltern,                     

das Sächsische Staatsministerium für Kultus führt vom 13. April bis 1. Mai 2018 eine Befragung in sächsischen Kindertageseinrichtungen durch.  Die Umfrage soll dem Ziel dienen, die frühkindliche Bildung im Freistaat Sachsen zu verbessern. Das Kultusministerium möchte dazu verschiedene konkrete Maßnahmevorschläge bewerten lassen.

Das Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ ist ein Zusammenschluss von Eltern, Erzieher*innen, Kita-Trägern, Kitaleitungen, Wohlfahrtsverbänden und Gewerkschaften, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die Rahmenbedingungen für frühkindliche Bildung in Sachsen zu verbessern. Wir möchten Sie ermutigen, an der Befragung teilzunehmen und Ihnen gleichzeitig unseren Standpunkt zu den einzelnen Fragen vermitteln.

Grundsätzlich besteht das Problem, dass nach aktuellem Stand pro Jahr lediglich 75 Millionen Euro zusätzlich für die frühkindliche Bildung bereitgestellt werden. (Zum Vergleich: das Handlungsprogramm für Schulen umfasst für die nächsten 5 Jahre 1,7 Milliarden Euro, also 340 Millionen Euro pro Jahr). Alle vorgeschlagenen Maßnahmepakete sind aus unserer Sicht sinnvoll. Es kann mit dem vorgesehenen Finanzierungsumfang jedoch nur eines der Pakete umgesetzt werden.

 
 

Maßnahme 1[1]: zusätzliche Unterstützung von Kitas mit besonderem Bedarf
Diese Maßnahme betrifft nur ausgewählte bzw. auszuwählende Kitas.Aus Sicht des Graswurzelbündnisses gibt es hier zwar einen Handlungsbedarf, jedoch sollte die Priorität eindeutig darauf liegen, ALLE sächsischen Kitas zu stärken, denn in allen Einrichtungen wird mehr Personal benötigt, um mehr Zeit für die Kinder zu haben.

 

[1](die Nummerierung der Maßnahmen kann im Fragebogen selbst anders sein!)

 

 

Maßnahme 2: Gewährung von zusätzlicher Zeit für mittelbare pädagogische Tätigkeiten für alle Erzieherinnen und Erzieher in Kindertageseinrichtungen im Umfang von zwei Stunden je Woche

Die Umsetzung dieses Vorschlages halten die Mitglieder des Graswurzelbündnisses nach Jahren der intensiven Forderung zur Finanzierung einer solchen Maßnahme für die zuerst umzusetzende Maßnahme. Allerdings geht der Vorschlag nicht weit genug: Einerseits sollen die zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit nur für Vollzeitbeschäftigte gelten. Wir fordern, dass JEDER Erzieher diese Zeit erhält, denn unabhängig vom Gesamtumfang der Tätigkeit fallen bestimmte „Nebentätigkeiten“ wie Elterngespräche, Teamberatungen, Dokumentationen usw. für alle in gleicher Höhe an. Darüber hinaus sind zwei Stunden nicht ausreichend zur Umsetzung der gesetzlich vorgegebenen Tätigkeiten des sächsischen Bildungsplanes. Deshalb fordern wir weiterhin eine Aufstockung der Landesmittel, um die notwendigen vier Stunden für jeden Erzieher pro Woche für Vor- und Nachbereitung auch finanziell untersetzen zu können. (Zum Vergleich: ein Grundschullehrer hat in Sachsen dafür 12 Stunden zur Verfügung). Wir fordern vor allem eine gesetzliche Verankerung der Vor- und Nachbereitungszeit im Sächsischen Kita-Gesetz, damit der Fortschritt nicht in den nächsten Haushalten wieder zurückgedreht werden kann.

 

 

 

Maßnahme 3: Gewährung eines frei verwendbaren Finanzbudgets für jede Kindertageseinrichtung, um zusätzliche pädagogische Angebote zu bezahlen.

Das Kultusministerium schlägt diese Maßnahme vor, um darüber auch externe Partner in die Kita holen zu können – je nach Bedarf und konzeptioneller Ausrichtung. Der Vorschlag klingt zunächst gut: Viele Kita-Leiter*innen wären über frei verwendbare Gelder glücklich. Das wäre aber nur dann angemessen, wenn die Grundausstattung der Kita mit dauerhaft abgesicherten, ausreichendem pädagogischen und technischen Personal bereits vorhanden wäre. Die Einbeziehung externer Partner sowie die mit der Abrechnung dieser Gelder verbundene Bürokratie lassen befürchten, dass die Effekte dieser Maßnahme eher verpuffen, weil die personelle Grundlage dafür nicht ausreichend ist.

 

 

 

Maßnahme 4: Verbesserung des gesetzlichen Personalschlüssels:

– in der Krippe von bisher 1:5 auf künftig 1:4,8

– im Kindergarten von bisher 1:12 auf künftig 1:11,5

– im Hort von bisher 0,9:20 auf künftig 0,9:18,5

Vom Personalumfang ist dieser Vorschlag vergleichbar mit der Maßnahme 2. Anders als bei einer Einführung von Vor- und Nachbereitungszeit wird hier der Hort im Verhältnis besser berücksichtigt. Bei Maßnahme 2 erhöht sich der Personalumfang über alle Einrichtungsarten durchschnittlich um 5 %, bei dieser Maßnahme wird es im Hort etwa 8 Prozent mehr Personal geben, in Kindergarten und Krippe etwa 4 %. Das ist insofern gerechtfertigt, als bei der letzten Erhöhung des Personalschlüssels der Hort nicht mit berücksichtigt worden war. Allerdings wäre eine gesetzliche Verankerung von Vor- und Nachbereitungszeit für alle Einrichtungen unter dem Gesichtspunkt der Erhöhung der Qualität aus unserer Sicht nachhaltiger. Mitarbeiter*innen hätten dann das RECHT auf Vor- und Nachbereitung, aber auch die Pflicht dazu. Bei einer Personalschlüsselerhöhung gibt es zwar mehr Personal. Angesichts der insgesamt schlechten Personalausstattung in sächsischen Kitas droht jedoch zumindest die Gefahr, dass dieses Personal zur Absicherung des Betriebes eingesetzt wird und die erforderliche Vor- und Nachbereitung der pädagogischen Arbeit wieder „hinten runter fällt“. Das Graswurzelbündnis fordert von der Sächsischen Landesregierung einen Masterplan, der über mehrere Doppelhaushalte den Personalschlüssel und damit das Verhältnis Erzieher – Kind, die sogenannte mittelbare pädagogische Arbeitszeit im Umfang von 20%, die Einrechnung von Urlaub, Krankheit und Weiterbildung, deutlich verbessert und dauerhaft finanziert. Deshalb ist dieser Vorschlag gut und geht in die richtige Richtung.

 

 

In Frage 4 können Sie eigene Vorschläge zur Verbesserung der Qualität in sächsischen Kitas formulieren.

Hier haben Sie z. B. auch die Möglichkeit darauf hinzuweisen, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen nur erste Schritte sein können, eine langfristige Planung und eine gesetzliche Verankerung der Vorschläge und eine dauerhafte Umsetzung – nicht nur für die nächsten beiden Haushaltsjahre – für die frühkindliche Bildung notwendig sind.

In Frage 5 geht es darum, was Ihnen wichtiger ist: die Verbesserung der Qualität in den Kitas oder die Absenkung der Elternbeiträge. Dem schließt sich die Frage 6 an, ob Sie bereit wären, für eine höhere Qualität auch höhere Elternbeiträge zu zahlen.

Bedenken Sie bei der Beantwortung dieser Frage bitte auch, dass in den meisten sächsischen Kommunen bedürftige Familien bereits heute keine oder nicht die vollen Elternbeiträge bezahlen. Umgekehrt würden von einer Senkung der Elternbeiträge für alle natürlich auch diejenigen profitieren, die es sich eigentlich leisten können. Das für eine Senkung der Beiträge erforderliche Geld würde dann aber nicht mehr für eine Verbesserung der Qualität zur Verfügung stehen.

Den Elternbrief zum Dowmload gibt es hier.

Die Kita-Umfrage des Kultusministeriums finden Sie unter diesem Link.