Die Sondierungsgruppen von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und SPD waren am 3. Oktober zu ihrem dritten und abschließenden Gespräch in Dresden zusammengekommen. Die Ergebnisse der Sondierungsgespräche wurden in einem 14-seitigen Papier festgehalten und veröffentlicht. Zum Thema frühkindliche Bildung heißt es in dem Papier: „Die hohe Qualität der frühkindlichen Bildung im Freistaat werden wir sichern und fortentwickeln. Wir erhöhen die Attraktivität des Berufes der Erzieherin und des Erziehers, insbesondere in der Ausbildung. Unterschiedliche Ansichten bestehen bei Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und zu einer möglichen Beitragsfreiheit. Weiterer Beratungsbedarf besteht bei der strukturellen Ausgestaltung der Finanzierung von Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege und der Würdigung besonderer Bedarfe.“
Dazu stellt Jens Kluge, Sprecher des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“, fest:
„Wir freuen uns über die Aussage, dass die beteiligten Politiker der frühkindlichen Bildung in Sachsen eine hohe Qualität bescheinigen, die gesichert und fortentwickelt werden soll. Aus sehr vielen Gesprächen mit Erzieherinnen und Erziehern sowie Eltern weiß ich, dass diese die Qualität in den sächsischen Einrichtungen ganz anders beurteilen. Viele Erzieherinnen und Erzieher würden sehr gern die hohen Anforderungen des Sächsischen Bildungsplanes erfüllen, werden aber durch einen der schlechtesten Personalschlüssel Deutschlands immer wieder an der Umsetzung gehindert. Ohne den Willen der Politik, endlich auch Ausfallzeiten zu finanzieren, bleibt ihnen nicht viel mehr übrig, als die Kinder zu beaufsichtigen. Von hoher Qualität in der frühkindlichen Bildung kann dann keine Rede mehr sein.
Auch die Ansprüche von Eltern an die Kitaqualität sind in den vergangenen Jahren – meiner Meinung nach völlig zu Recht – gestiegen.
Wir hatten in der Vergangenheit in den Gesprächen mit Sachsens Kultusminister Christian Piwarz den Eindruck gewonnen, dass die Spitze des Kultusministerium sehr realistisch einschätzt, wie es um die Qualität in den Kitas bestellt ist. Wir hoffen, dass diese hohen Ansprüche in den Koalitionsverhandlungen nicht anderen Schwerpunkten zum Opfer fallen.
Wenn die Attraktivität des Berufes erhöht werden soll, darf darüber nicht vergessen werden, dass auch die notwendige Praxisanleitung gesetzlich anzuerkennen und zu finanzieren ist. Die Tätigkeit der Praxisanleiter in der Kita ist nicht mehr zum Nulltarif zu haben.
Erst wenn die Finanzierung des anerkannten zeitlichen Mehraufwandes für qualifizierte Praxisanleitung gesichert ist, können alle Praxisphasen sowohl in der vollzeitschulischen als auch in der berufsbegleitenden Variante durch den Lernort Praxis und den Lernort Schule erfolgreich koordiniert werden.
Darüber hinaus brauchen wir endlich eine breite gesellschaftliche Anerkennung der Leistungen, die die Erzieherinnen und Erzieher jeden Tag trotz aller Umstände in Sachsens Kitas vollbringen.
Es gehört zu Demokratie und Politik, dass es unterschiedliche Ansichten zu Maßnahmen zu Qualitätsverbesserung und zu einer möglichen Beitragsfreiheit gibt. Allerdings es ist mittlerweile wissenschaftlich anerkannt, dass vor allem fachlich gut ausgebildetes und in ausreichender Zahl vorhandenes Personal die größten Auswirkungen auf die Qualität in den Kitas hat. Kitagebühren abzuschaffen sollte sicherlich ein Ziel bleiben, allerdings gilt es zuvorderst weiter in die Qualität zu investieren, zumal auch die Mehrzahl der sächsischen Eltern bereit ist, für gute Qualität entsprechende Beiträge zu zahlen. Was die Finanzierung der Kitas angeht, so würden wir begrüßen, wenn an der bisher praktizierten Aufteilung der Kosten zwischen Eltern, Kommunen und Freistaat festhalten wird. Dass es weiteren Beratungsbedarf zur Würdigung besonderer Bedarfe gibt, heißt offensichtlich, dass sich die Politikerinnen und Politiker noch einmal detailliert und vor Ort ein Bild von den besonderen Bedürfnissen in den sogenannten Brennpunkt-Kitas machen wollen. Wir haben jedenfalls schon mehrmals darauf hingewiesen, dass wir unter anderem die aktuell durch den Freistaat mitfinanzierten Personalstellen in Eltern-Kind-Zentren, sowie die Fortführung der Finanzierung von Kita-Sozialarbeit nach Auslaufen der Förderung durch den Europäischen Sozialfonds für geeignete Mittel halten, die Erzieherinnen und Erzieher in Brennpunkt-Kitas bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Natürlich sollten die Kommunen ebenfalls ihrer Verantwortung nachkommen und gegebenenfalls durch erhöhte Personalschlüssel an einzelnen Standorten auf Herausforderungen reagieren.“