Mehr Personal in Kitas, um Ausfallzeiten zu kompensieren!

Das Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ Sachsen hat anlässlich der laufenden Beratungen zum sächsischen Haushalt ein Positionspapier veröffentlicht, in dem es die Einlösung von Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag der Regierungsparteien fordert.

Aus Sicht des Bündnisses, dem Praktiker, Eltern und Träger von Kindertageseinrichtungen angehören, hat sich die Hoffnung nicht erfüllt, dass die frühkindliche Bildung aus dem Schattendasein im Kultusministerium heraustritt (siehe Pressemitteilung vom 6. 12. 2019 zur Unterzeichnung des Koalitionsvertrages). „Leider ist aus dem erhofften Quantensprung in der Bildungspolitik noch nicht einmal ein Tippelschritt hin zu besserer Bildung geworden“, konstatiert Bündnissprecher Jens Kluge. „Wir laufen sehenden Auges in einen Notstand der frühen Bildung hinein, wenn im Doppelhaushalt nicht nachgebessert wird.“

Im Zentrum der Forderungen des Bündnisses steht die Finanzierung von Ausfallzeiten in sächsischen Kindertagesstätten. Bisher bleiben Fehlzeiten der Beschäftigten, die durch Urlaub, Weiterbildung oder Krankheit („UKW“) entstehen, in der Personalschlüsselberechnung unberücksichtigt. „Der ohnehin schon im Bundesvergleich schlechte Betreuungsschlüssel bildet ja nicht die Realität ab. Unsere Erfahrungen im Kita-Alltag zeigen, dass 20 Prozent der Erzieher*innen gar nicht in der Kita sind, weil sie eben durch „UKW“ ausfallen. Das steigert die Belastung für das verbleibende Personal erheblich, da es sich um mehr Kinder kümmern muss“, erläutert Jens Kluge.

Als wirksamen Einstieg, der allen Kindertagesstätten einschließlich der Horte, zugutekommen soll, fordert das Positionspapier, dass 2023 zunächst 5 Prozent und ab 2024 10 Prozent der Tätigkeitszeit einer Fachkraft als Ausfallzeit eingeplant und zusätzliches Personal dafür finanziert wird.

Darüber hinaus wird die weitere Förderung von Praxisanleiter-Stunden angemahnt. „Um perspektivisch in Sachsen zu einem besseren Fachkraft-Kind-Verhältnis zu kommen, benötigen wir natürlich Personal, das praxisnah ausgebildet werden muss. Das können die Kitas nicht nebenher leisten, wenn die Ausbildung auch die erforderliche Qualität aufweisen soll“, hält der Bündnissprecher fest.

Nicht zuletzt sorgen sich die Bündnisvertreter um die Fortführung von Sprach-Kitas in Sachsen. Die Bundesregierung hatte kürzlich bekanntgegeben, das Programm auslaufen zu lassen. Jens Kluge hält das für eine fatale Entscheidung. „Bereits jetzt ist die Anzahl von Sprach- und Sprechstörungen im frühkindlichen Bereich steigend und die Ergebnisse der sächsischen Schuleingangsuntersuchungen im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich. Mit dem Auslaufen des Programmes verlieren 363 Einrichtungen in Sachsen spätestens zum Ende dieses Jahres ihre zusätzliche Fachkraft für sprachliche Bildung. Wir begrüßen die Absicht, die Sprach-Kita-Förderung über das Bundesqualitätsgesetz fortzuführen, drängen jedoch auf eine unterbrechungsfreie Fortführung und stetige Finanzierung dieser Unterstützungs- und Beratungsstrukturen“, fordert Jens Kluge.