Heute wurden in Dresden die Ergebnisse der Kitaumfrage des Sächsischen Kultusministeriums vorgestellt. Das Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ hatte die Umfrage trotz Bedenken mitgetragen und Eltern, Fachkräfte und Kitaleitungen zur Abstimmung aufgerufen. „Das eindeutige Votum für eine weitreichende Qualitätsverbesserung werten wir als Bestätigung unserer seit Jahren vorgebrachten Forderungen“, so Jens Kluge, der Sprecher des Bündnisses, in seiner ersten Bewertung der Umfrageergebnisse. Dass sich auch die Eltern bei der durchaus populistischen Frage, ob ihnen mehr Qualität oder sinkende Elternbeiträge wichtiger sind, für ersteres entschieden haben, zeige, dass nicht nur ErzieherInnen und Leiterinnen eine gute frühkindliche Bildung wichtig ist, sondern auch den Eltern. „Die Eltern haben nicht mit Blick auf das Konto, sondern mit Blick auf ihre Kinder abgestimmt“, freut sich Jens Kluge.
„Nun hat die Politik auch die Legitimation, den nächsten Schritt in die richtige Richtung zu gehen“, so Jens Kluge weiter. Und er fügt hinzu: „Der Dialogbeirat hat dem Kultusminister auf seiner Sitzung am 17. Mai viele wichtige Hinweise mitgegeben. Die Landesregierung muss in den folgenden Haushaltsjahren größere finanzielle Anstrengungen unternehmen, um die frühkindliche Bildung in Sachsen auf feste Fundamente zu stellen. Hierin sind wir uns in der Bewertung mit der Liga der Wohlfahrtsverbände einig. Die Umfrage bringt in ihren Ergebnissen kaum Unterschiede in der Bewertung zwischen zwei Stunden und Vor- und Nachbereitungszeit sowie einer Verbesserung des Personalschlüssels, sodass der Fokus der Folgejahre bei der Bereitstellung ausreichender Fachkräfte zum Ausgleich von Krankheits-, Urlaubs-, und Weiterbildungsabwesenheitszeiten liegen muss. Kitaleitungen müssen zudem endlich entlastet werden“, sagt Jens Kluge.
Er und alle Mitglieder des Graswurzelbündnisses sind sich darüber bewusst, dass die Umsetzung der Maßnahmen viel Geld kosten wird. „In ihrer Gesamtheit werden die Maßnahmen die Qualität der frühkindlichen Bildung in Sachsens Kitas einen deutlichen Schritt voranbringen“, so Jens Kluge. Der Leiter des Integrativen AWO Kinderhauses „Kuschelkiste“ in Zwickau ist sich sicher, dass sich die zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit auch auf die Gesundheit der Mitarbeiter in den Einrichtungen auswirken wird, da viele Arbeiten, die in die Vor- und Nachbereitungszeit fallen, von den ErzieherInnen bisher in der Freizeit zu Hause erledigt wurden. „Auch pädagogische Fachkräfte müssen die Möglichkeit haben, zu Hause abzuschalten“, so Jens Kluge.
„Darüber hinaus gilt es, die in der Umfrage abgefragten Schwerpunktkitas langfristig gezielt finanziell abzusichern. Sozialarbeiter und Sprachfachkräfte in Kitas sind kein Luxus, sondern mittlerweile Notwendigkeit in einer sich veränderten Gesellschaft“, macht Jens Kluge deutlich.
Die Umsetzung der einzuführenden zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit müsse nun inhaltlich genauer angeschaut werden. Zumal das Bündnis nicht zwei Stunden wie vom Sächsischen Kultusministerium angedacht, sondern vier Stunden für notwendig hält. „Zudem halten wir es für nicht zielführend, einen Unterschied zwischen Vollzeitkräften und den freiwillig beziehungsweise unfreiwillig in Teilzeit arbeitenden Pädagogen zu machen. Ebenso müssen die Kolleginnen und Kollegen in der Kindertagespflege Berücksichtigung finden“, so Jens Kluge.
Gleichzeitig verwies er auf die Regierungserklärung von Ministerpräsident Michael Kretschmer, der am 31. Januar 2018 erklärte, dass Bildung für ihn ganz oben auf der Agenda stehe. „Nachdem für die Verbesserung der Schulbildung schon einiges getan wurde, werden wir in der kommenden Haushaltsdebatte ganz genau darauf achten, ob untersetzt durch die notwendigen finanziellen Mittel auch die frühe Bildung ganz oben auf der Agenda des Ministerpräsidenten steht.“