Ein Pädagoge kümmert sich um fünf Mädchen und Jungen im Alter von einen bis sieben Jahren – Jens Kluge, Leiter des Familienzentrums „Kuschelkiste“ der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Zwickau, arbeitet in seiner Einrichtung im Stadtteil Eckersbach gerade mit einem Personalschlüssel, von dem er als Sprecher des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ immer geträumt hat. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir einen deutlich besseren Personalschlüssel in den jeweils zu betreuenden Altersstufen nicht durch eine Krise, sondern die zukunftsorientierten Entscheidungen der Politik erreicht hätten“, sagt der 51-Jährige. Weil er weiß, dass irgendwann wieder der normale Personalschlüssel in Sachsens Kitas gelten wird, wonach sich eine Erzieherin beziehungsweise ein Erzieher um fünf Kinder bei den unter Dreijährigen und zwölf Kinder bei den über Dreijährigen und 20 Kinder im Hort kümmern wird, machen sich Jens Kluge und sein Team jetzt schon Gedanken, wie dieser ursprüngliche Zustand wieder erreicht werden kann. Bekanntlich soll es Anfang kommender Woche eine Entscheidung geben, wann und unter welchen Bedingungen Kitas und Schulen in Sachsen wieder öffnen werden.
„Ich würde mir wünschen, dass speziell die jetzt in der Notbetreuung tätigen Pädagogen, deren Kitaleitungen und die Eltern in Sachsen den jetzt laufenden Prozess der Entscheidungsfindung für eine Kitaexitstrategie nicht nur den Politikern und Wissenschaftlern überlassen, sondern sich ganz aktiv in die Diskussion einbringen“, sagt Jens Kluge. Als Praktiker vor Ort wüssten sie am besten, was funktioniert und was nicht. „Vor allem die Kolleginnen und Kollegen aus den Notkitas haben in den vergangenen Wochen viele hilfreiche Erfahrungen gesammelt, die dabei helfen werden, zu beurteilen, inwiefern eine schrittweise Öffnung der Kitas sinnvoll ist und worauf es dabei ankommt“, so der Kitaleiter. Er geht davon aus, dass auch die Eltern viele Erfahrungen gesammelt haben. All das sollte jetzt Berücksichtigung finden. Denn je mehr sich die Verordnungen der Politik an der Praxis orientieren, desto größer sei am Ende auch die Akzeptanz von Fachkräften und Eltern.
Antworten erwartet Jens Kluge unter anderem auf folgende Fragen:
- Ist es aus gesundheitlichen und pädagogischen Gesichtspunkten sinnvoll, in der Kita einen Mundschutz zu tragen?
- Wie groß sollten die Gruppen in der Kita sein?
- Welches Personal steht für die Betreuung überhaupt zur Verfügung?
- Wie gestaltet sich der Einsatz von Pädagogen, die den sogenannten Risikogruppen angehören und bei einem erhöhten Personalbedarf weiterhin gefährdet wären?
- Wie sollten die Kinder in den ersten Tagen nach der Zwangspause in den Einrichtungen empfangen werden?
- Welche Unterstützung benötigen die Erzieherinnen, Erzieher und Eltern vor Ort von den Trägern?
„Als Graswurzelbündnis wollen wir die freien Tage über Ostern gern nutzen und Rückmeldungen aus der Praxis und von Eltern sammeln, um Sachsens Kultusminister Christian Piwarz am Montagabend ein möglichst detailliertes Stimmungsbild geben zu können“, sagt Jens Kluge.
Fachkräfte und Eltern schicken ihre Ideen, Fragen und Rückmeldungen gern per Mail an buero@die-bessere-kita.de oder diskutieren in den sozialen Netzwerken zu diesem Text mit.