Pressemitteilung 27. 11. 2018
Erste Schritte getan, aber noch nicht am Ziel
Das Graswurzelbündnis „Die bessere Kita“ hat sich am Montag, dem 26. November in Chemnitz zu seiner dritten Zusammenkunft in diesem Jahr getroffen. Im Mittelpunkt standen die Bewertung der aktuellen politischen Entwicklung und die Planung für das Jahr 2019. Erneut konnten für das Bündnis neue Mitglieder aufgenommen werden, so dass die Bewegung immer breiter wird. Die Mitglieder des Graswurzel-Bündnisses begrüßen, dass die regierungstragenden Fraktionen SPD und CDU den Regierungsentwurf zur Vor- und Nachbereitungszeit nachgebessert haben. „Allerdings sind damit unsere Forderungen noch nicht erfüllt“, betont Jens Kluge vom Bündnis. „Ziel muss nach wie vor sein, dass alle Fachkräfte 4 Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche erhalten und das Fachkraft-Kind-Verhältnis weiter verbessert wird.“ Die regierungstragenden Fraktionen hatten sich zuletzt auf ein Modell geeinigt, nach dem allen pädagogischen Fachkräften mit einem Beschäftigungsumfang über 32 Stunden zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche gewährt werden. Erzieher*innen zwischen 21 und 31 Stunden erhalten eine Stunde. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Einzelheiten zur Umsetzung der Stufenregelung noch unklar, z B. wie mit den vielerorts üblichen flexiblen Arbeitszeitverträgen umgegangen wird. Mitglieder des Bündnisses berichteten, dass je nach tatsächlicher Belegung der Einrichtung die realen Arbeitszeiten im Jahresverlauf oftmals zwischen 30 und 40 Stunden schwanken, wobei die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit bei über 32 Stunden liegt. Offen ist auch, welcher bürokratische Aufwand mit dem Nachweis der jeweiligen Arbeitszeiten verbunden sein wird und ob die Leitungsanteile entsprechend angepasst werden.
Keine Abstriche an Ausbildungsqualität
Das Graswurzelbündnis begrüßt, dass die Forderungen nach einer Neugestaltung der Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft offenbar in der Politik angekommen sind. Dafür sprechen verschiedene Fachveranstaltungen, die in den letzten Wochen stattgefunden hatten. „Wir können das erforderliche Fachpersonal nur gewinnen, wenn die Ausbildung attraktiver für junge Menschen wird. Dazu zählt eine angemessene Ausbildungsvergütung. Aber auch in den Kitas selbst als Praxispartner einer guten Ausbildung müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Wir fordern zusätzliche Zeit für Praxisbegleitung und dass in Ausbildung befindlichen Erzieher*innen nicht vollständig auf den Personalschlüssel angerechnet werden. Auf keinen Fall dürfen vor dem Hintergrund des steigenden Personalbedarfs Abstriche an der Qualität der Ausbildung gemacht werden“, erklärt Jens Kluge.
Angekündigte Kostenfreiheit überrascht
Noch keine Bewertung hat das Graswurzel-Bündnis zu den Vorschlägen eines kostenfreien Vorschuljahrs bzw. kostenfreien Horts abgegeben, die zum Zeitpunkt der Sitzung den Teilnehmern noch nicht bekannt waren. „Da die Antworten zur Kita-Umfrage vom Frühjahr hier keine Prioritäten erkennen ließen, waren wir eigentlich davon ausgegangen, dass zunächst alle verfügbaren Mittel in die Steigerung der Qualität gesteckt werden. Dass jetzt noch Geld für die Kostenfreiheit übrig ist, überrascht uns“, kommentiert das Jens Kluge.
Langfristige Strategie der Staatsregierung fehlt
Die Mitglieder des Graswurzel-Bündnisses stellten fest, dass ein längerfristiger „Masterplan“ zur Entwicklung der frühkindlichen Bildung im Freistaat nach wie vor fehlt. „Wir warten immer noch auf die versprochene Einladung des Kultusministeriums zu einem Strategie- oder Dialogbeirat. Auf jeden Fall werden wir 2019 im Vorfeld der Kommunal- und der Landtagswahlen wieder mit den politischen Entscheidungsträgern aller Ebenen ins Gespräch kommen, um die Anliegen aus der pädagogischen Praxis zu verdeutlichen“, verspricht der Sprecher des Graswurzel-Bündnisses.