Mit dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) seit 2016 die sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung gestärkt. In Sachsen nehmen 363 Kitas teil. Am heutigen 30. Juni wird das Programm eingestellt und auf länderspezifische Anschlussprogramme verwiesen.
„Allerdings wissen die Einrichtungen in Sachsen bis heute nicht, wie diese länderspezifischen Programme ganz konkret in Sachsen aussehen“, sagt Barbara Gärtner, Sprecherin des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ und Fachbereichsleiterin und Fachberaterin Kindertagesstätten bei der Kinderarche Sachsen. Damit stehen ab morgen die Sprachfachkräfte in den Einrichtungen nicht mehr zur Verfügung, obwohl sie dringend benötigt werden, wie die weiterhin hohe Zahl an Kindern mit Sprachauffälligkeiten zeigt. Im Bereich der frühkindlichen Betreuung und Bildung werden erfolgreiche Angebote in den Einrichtungen sowie bisher angeschobene Prozesse – wie die verstärkte Zusammenarbeit mit der Elternschaft und Kooperationen zum Beispiel mit Grundschulen, Freizeitinstitutionen und Familienzentren – nunmehr wegbrechen. „Alltagsrelevante sprachfördernde Maßnahmen wie angeleitete Theatergruppen, verschiedenste Unternehmungen mit kleineren Gruppen, das frühzeitige Erkennen von Sprachauffälligkeiten und die daraus folgenden Maßnahmen, die enge Kooperation mit Logopäden, Kinderärzten und vor allem mit den Eltern der Kinder, können nicht mehr fortgeführt werden“, macht Jens Kluge, Sprecher des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ und Leiter des Kinderhauses „Kuschelkiste“ des AWO Kreisverbandes Zwickau deutlich.
„Bildung ist ein komplexes Thema. Offensichtlich ist diese Komplexität immer noch nicht ausreichend bei allen Verantwortlichen in Politik und Ministerien angekommen. Anders kann ich mir nicht erklären, das in der gleichen Woche, in der das SMK mit viel Aufwand das Bildungsland Sachsen 2030 startet, das gleiche Ministerium ein so wichtiges und erfolgreiches Projekt wie die Sprachkitas einfach auslaufen lässt beziehungsweise nicht dafür kämpft, das ausreichend Mittel zur Verfügung stehen, damit die Anschlusslösung auch tragfähig bleibt“, sagt Jens Kluge. Es brauche endlich einen Konsens darüber, dass die Grundlagen für eine erfolgreiche Schulbildung ganz wesentlich eben auch in den Kitas gelegt werden. „Immer wieder wird in Gesprächen zwar beteuert, dass diese Zusammenhänge gesehen werden, aber die notwendigen Schritte bleiben aus. Das lässt mich für das Bildungsland Sachsen 2030 schwarzsehen“, sagt Jens Kluge.