Presseinformation zur Aktion „Licht aus – Bildungsplan an!“

Die Erzieherinnen und Erzieher in Sachsens Kindertagesstätten sind für den 29. November beziehungsweise für den 6. Dezember dazu aufgerufen, ihre Einrichtungen zwei Stunden früher als üblich zu schließen. Die Aktion steht unter dem Titel „Licht aus – Bildungsplan an“ und wird von der sogenannten Graswurzelinitiative, in der sich Erzieherinnen und Erzieher, freie Träger sowie Elternvertreter zusammengeschlossen haben, initiiert.

In Chemnitz beteiligen sich unter anderem die Kitas der Arbeiterwohlfahrt an der Aktion: „Wir werden diese zwei Stunden jeweils nutzen, um Forderungen aus dem Sächsischen Bildungsplan umzusetzen“, so Jürgen Tautz, Geschäftsführer des Arbeiterwohlfahrt Kreisverbandes Chemnitz und Umgebung und Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtsverbände in der Stadt Chemnitz. Zu durch den Sächsischen Bildungsplan gestellten Forderungen an die Erzieherinnen und Erzieher gehören unter anderem die Vorbereitung von Elterngesprächen und Dienstberatungen sowie die Arbeit an den Portfolios der Kinder.

„Viele Erzieherinnen und Erzieher sowie Leiterinnen und Leiter in den sächsischen Kitas erledigen diese Dinge in ihrer Freizeit, damit die Qualität der Arbeit auf dem derzeitigen Niveau gehalten werden kann. Dies geht zu Lasten ihrer Gesundheit und führt zu weiteren Ausfällen in den Kitas“, sagt Jens Kluge, Leiter des Integrativen AWO Kinderhauses „Kuschelkiste“ in Zwickau. Der Erzieher ist einer der Macher hinter der Graswurzelinitiative. An die sächsischen Landtagsabgeordneten von CDU und SPD hat die Initiative mit Blick auf den noch bis Ende des Jahres zu beschließenden Doppelhaushalt 2017/2018 vier konkrete Forderungen: So soll es für die Erzieherinnen und Erzieher in Sachsen pro Woche zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit geben. Zusätzlich soll das kostenlose Vorschuljahr wieder eingeführt werden und die Leiterinnen und Leiter von Kitas  für ihre Arbeit nicht nur mehr Zeit, sondern auch fachliche Unterstützung erhalten. „Auch von unserer Forderung, dass der bundesweit schlechteste Betreuungsschlüssel in Kindertagesstätten und Kinderkrippen endlich deutlich verbessert wird, rücken wir nicht ab“, macht Jens Kluge deutlich. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern hat er in den vergangenen Wochen viele Gespräche mit Landtagsabgeordneten von CDU und SPD geführt, die ihr Verständnis für die Bedürfnisse der Erzieherinnen und Erzieher äußerten. „Nur mit Verständnis allein ist es nicht getan. Jetzt geht es darum, etwas zu ändern“, sagt Jens Kluge. Die ersten fünf bis sechs Jahre sind für die spätere Entwicklung eines Kindes elementar. „Was  in diesen Jahren versäumt wird, lässt sich später nur schwer aufholen“, sagt er.

Das sieht Christian Wobst ähnlich. Der Vorstandsvorsitzende des Stadteltenrrates Limbach-Oberfrohna verweist dabei auch auf einen aktuellen Bericht des Gesundheitsamtes des Landkreises Zwickau, der zeigt, dass Auffälligkeiten bei Kindern in den Bereichen Sprache und Motorik deutlich zugenommen haben. „Die Ursache liegt unter anderem auch darin begründet, dass die Erzieherinnen und Erzieher immer weniger Zeit haben, den Kindern Geschichten vorzulesen oder mit ihnen ein längeres Gespräch zu führen. Auch die Aufenthalte im Freien sowie Sportangebote dürften aufgrund des katastrophalen Personalmangels in den sächsischen Kitas heute weniger häufig sein, als in meinen Kindertagen“, sagt der Vater zweier Kitakinder.

Silke Brewig-Lange, die Vorsitzende des Stadtelternrates Chemnitz, nennt noch ein weiteres Argument: „In Dresden laufen derzeit die letzten Verhandlungen zum sächsischen Haushalt 2017/2018. Wenn wir noch Änderungen im Interesse der Kinder und Erzieherinnen und Erzieher erreichen wollen, dann müssen wir jetzt noch einmal ein deutliches Zeichen setzen“, sagt sie. Nach Meinung der Elternvertreter sollten die Eltern den Tag auch nutzen, um mit den Erzieherinnen und Erziehern über deren Arbeitsbedingungen ins Gespräch zu kommen. Weil Jens Kluge weiß, dass es aus beruflichen Gründen dennoch einigen Eltern schwer fallen wird, ihr Kind zwei Stunden früher als üblich aus der Kita abzuholen, wird er gemeinsam mit seinen Erziehern und dem Elternrat für seine Einrichtung eine Betreuung für den Einzelfall auf die Beine stellen.

Eine Liste der beteiligten Kitas gibt es unter diesem Link.