Bei einem Treffen von Vertretern des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ mit Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Mittwochnachmittag in Dresden untermauerten die Kita-Vertreter ihre Forderungen nach einer gesetzlichen Verankerung von vier Stunden Vor- und Nachbereitungszeit pro Woche für alle Erzieherinnen und Erzieher in sächsischen Kitas.
Bei dem Gespräch im Sächsischen Kultusministerium hatten die Vertreter aus der Kita-Praxis, von Trägern, Gewerkschaften und Eltern eine reichliche Stunde Zeit, ihre Positionen mit dem Minister zu diskutieren. „Die kleinen Schritte zur Verbesserung des Betreuungsschlüssels in den vergangenen Jahren waren absolut notwendig. Sie trafen jedoch sozusagen als kleine Tropfen auf heißgelaufene Kitas, die mit immer mehr Aufgaben konfrontiert wird“, erläuterte der Sprecher des Bündnisses, Jens Kluge. „Jetzt sind weitere Schritte notwendig, um die Qualität in Sachsens Kitas zu halten, die enorme Belastung der Erzieherinnen und Erzieher zu reduzieren und so die Kitas weiter am Laufen zu halten.“
Aus Sicht des Bündnisses kann die Anerkennung von Vor- und Nachbereitungszeiten nur ein erster Schritt sein, um auch mittel- und langfristig eine hohe Qualität der frühen Bildung in Sachsen zu gewährleisten. Das Graswurzelbündnis fordert einen Masterplan, der eine stufenweise Verbesserung des Fachkraft-Kind-Verhältnisses vorsieht, den Fachkräftebedarf auf lange Sicht sichert, die Ausbildungskapazitäten in den Blick nimmt und die Attraktivität des Erzieherberufes erhöht. „Wir haben bezüglich dieser Forderung allerdings eine große Zurückhaltung des Kultusministers gespürt, der die Entwicklung eines solchen Planes offenbar gern auf die nächste Legislaturperiode verschieben möchte“, zeigt sich Jens Kluge enttäuscht. „Uns läuft aber die Zeit davon – und die Fachkräfte sowieso. Wir befürchten, dass wir in der frühkindlichen Bildung auf ähnliche Probleme zusteuern wie im Lehrerbereich, wenn wir nicht jetzt beginnen umzusteuern.“
Leider blieb Kultusminister Christian Piwarz auch relativ unkonkret, in welcher Höhe im nächsten Doppelhaushalt zusätzliche Mittel für den Kita-Bereich eingeplant sind. „Wir haben aber gehört, dass zusätzlich zu den erwarteten Bundesmitteln das Land auch einen eigenen Beitrag leisten will“, ist Jens Kluge vorsichtig optimistisch. „Wir verstehen auch, dass die Staatsregierung mittels einer Umfrage in diesem Frühjahr die Stimmungslage unter Eltern und Erzieher noch einmal erspüren möchte. Wir gehen aber davon aus, dass es keinen neuen Erkenntnisgewinn geben wird. Kinder benötigen mehr Zeit – und mehr Zeit erfordert mehr Personal in den Kitas.“
Die Bündnisvertreter bewerten das Treffen mit dem Kultusminister dennoch insgesamt positiv. „Der Dialog ist eröffnet. Wir fühlen uns als Gesprächspartner vom Kultusminister ernst genommen und nehmen sein Angebot, weiter im Gespräch zu bleiben, gerne an“, betont Jens Kluge.