„Politik hat das Thema frühkindliche Bildung noch immer nicht ausreichend auf der Agenda“

Morgen soll mit Michael Kretschmer ein neuer Ministerpräsident für den Freistaat gewählt werden. Der Koalitionsausschuss von CDU und SPD stellte gestern eine Absichtserklärung vor, die für Kretschmers erste 100 Tage als Arbeitsgrundlage dienen sollen. Dazu erklärt Jens Kluge, Sprecher des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“: „Die frühkindliche Bildung kommt in diesem Papier genau zweimal vor. Einmal gut versteckt zwischen vielen durchaus wichtigen und notwendigen Maßnahmen für die Schulen und einmal in Zusammenhang mit der Infrastruktur in den Kommunen. Für uns ist dieses Lippenbekenntnis erneuter Beweis, dass wichtige Akteure in der Politik der frühkindlichen Bildung noch immer nicht die Bedeutung beimessen, die sie verdient und dringend notwendig hat.“ Während andere Bundesländer die frühkindliche Bildung mit eigenen Forschungsinstituten ständig weiterentwickeln, hat Sachsen lediglich einen ambitionierten Bildungsplan, der aufgrund des miserablen Personalschlüssels in den Kitas nicht umgesetzt werden kann. „Politiker und Kultusministerium müssen endlich erkennen, dass wir Erzieherinnen und Erzieher mehr wollen, als die Kinder nur zu beaufsichtigen. Wir haben als vorschulische Einrichtung einen Bildungsauftrag, den wir genauso ernst nehmen wie die Kolleginnen und Kollegen in der Schule. Es werden Jahre vergehen, bis Sachsens Schulsystem wieder neu justiert ist. Solange können wir im frühkindlichen Bereich nicht warten. Es muss jetzt daran gearbeitet werden, dass Bildungsgrundlagen in den Kitas als Voraussetzung für weiterführendes Lernen in den Schulen aufgebaut werden können. Dies geht wiederum nur, wenn die Rahmenbedingungen sich weiter verbessern, Land und Kommunen gemeinsam mit dem Bund in die Qualität unserer Einrichtungen investieren.“ Jens Kluge machte deutlich, dass die am Montag vorgestellte Absichtserklärung die Mitglieder des Graswurzelbündnisses noch einmal darin bestärkt habe, die verantwortlichen Politiker auf allen Ebenen (Land, Kommune, Bund) davon zu überzeugen, dass die mit Gründung des Bündnisses im August aufgestellten fünf Forderungen möglichst zügig umgesetzt werden. Diese Forderungen sind im Einzelnen:

– Verbesserung der Fachkraft-Kind-Relation,
– Anerkennung der mittelbaren pädagogischen Arbeit,
– Anrechnung von Ausfallzeiten (z.B. Praxisanleitung, (berufsbegleitende) Ausbildung, Fortbildung, Krankheit, Urlaub) auf den Personalschlüssel,
– Freistellung für Leitungsaufgaben,
– Strategie zur Gewinnung, Bindung und Qualifizierung von Fachkräften.