Mit einer Pressemitteilung hat gestern Nachmittag auch das sächsische Kultusministerium (SMK) auf unseren Aktionstag reagiert. Kultusministerin Brunhild Kurth hält demnach den „jetzigen Streik für überzogen“. Wir geben der Kultusministerin an dieser Stelle gern ein bisschen Nachhilfe. Ein Streik ist definiert als „gemeinsame und planmäßige Arbeitsniederlegung durch eine größere Anzahl von Arbeitnehmern mit dem Ziel, einen bestimmten Kampfzweck zu erreichen“ (unter dem Link ist die gesamte Definition zum Nachlesen hinterlegt). Wir stellen hiermit klar, dass es in den beteiligten Kitas nicht zu Arbeitsniederlegungen gekommen ist. Vielleicht kam es da im Ministerium zu Verwechslungen zu den zeitgleich stattfindenden Streiks der Grundschullehrer.
Jürgen Tautz, Geschäftsführer des Arbeiterwohlfahrt Kreisverbandes Chemnitz und Umgebung und Sprecher der Liga der freien Wohlfahrtsverbände in der Stadt Chemnitz, hatte bereits im Vorfeld das Ziel der beiden Aktionstage klar abgesteckt. „Wir werden diese zwei Stunden jeweils nutzen, um Forderungen aus dem Sächsischen Bildungsplan umzusetzen.“ Zu durch den Sächsischen Bildungsplan gestellten Forderungen an die Erzieherinnen und Erzieher gehören unter anderem die Vorbereitung von Elterngesprächen und Dienstberatungen sowie die Arbeit an den Portfolios der Kinder. Unsere gesamte Presseinformation zu den beiden Aktionstagen gibt es unter diesem Link. Am 6. Dezember wird der Aktionstag fortgesetzt. Alle beteiligten Kitas sind unter diesem Link zusammengefasst.
Wir nehmen zur Kenntnis, dass die ursprüngliche Sprachregelung des Ministeriums, die Aktion werde auf dem Rücken der Kinder ausgetragen (siehe Zitat von SMK-Sprecher Dirk Reelfs in der Marienberger Ausgabe der „Freie Presse“ vom 25. November 2016), nunmehr in abgeschwächter Form ihren Niederschlag in der Presseinformation gefunden hat. Nunmehr ist nur davon die Rede, dass der Streik, der keiner ist (siehe oben) zu Lasten der Eltern und Kinder geht. Dazu halten wir fest: Die Elternvertretungen in den Kitas wurde über die Aktion informiert und stehen in den meisten Fällen hinter der Aktion. „Die meisten Eltern wissen, dass der katastrophale Betreuungsschlüssel in den sächsischen Kitas zu Lasten der Erzieherinnen und Erzieher und damit auch der Kinder geht“, sagt Christian Wobst, Vorstandsvorsitzender des Stadtelternrates Limbach-Oberfrohna. Er hat kein Verständnis dafür, dass das Kultusministerium den Schwarzen Peter jetzt an die Kommunen weiterschiebt. „Unsere vier Forderungen sind kein Unding und relativ leicht zu erfüllen, wenn die Politik die Prioritäten richtig setzt“, sagt der Vater zweier Kinder.
Jens Kluge, Leiter des Integrativen AWO Kinderhauses „Kuschelkiste“ in Zwickau, ergänzt: „Ehe die Ministerin über Verlautbarungen ihrer Pressestelle die Personen, die sich von der Basis aus Gedanken über die frühkindliche Bildung in Sachsen machen, verunglimpft und ihnen die Verbreitung von Parolen vorwirft, sollte sie lieber eine der vielen Einladungen der Graswurzelinititave annehmen und sich den Problemen stellen.“ Der Erzieher ist einer der Macher hinter der Graswurzelinitiative und hat bereits im März die Kultusministerin zu einem Besuch in der Zwickauer „Kuschelkiste“ eingeladen. Dies Absage wurde seinerzeit vom Leiter des Ministerbüros mit diesem Satz garniert: „Von den aktuellen Rahmenbedingungen für die pädagogische Arbeit in den Kindertageseinrichtungen hat unser Haus ein realistisches Bild.“ Selbstverständlich ist Frau Kurth auch weiterhin gern gesehener Gast in den sächsischen Kitas. Bei einem eventuell ins Auge zu fassenden Besuch kann sie dann übrigens auch gleich Herr Bienst, den schulpolitischen Sprecher der sächsischen CDU-Fraktion mitbringen.
Zum Schluss: In Zeiten, in denen sich der sächsische Finanzminister bei den Steuerschätzungen regelmäßig verschätzt, beteiligen wir uns dieses Mal nicht mit einem Beitrag „An der unendlichen Geschichte vom fehlenden Geld“. Im sächsischen Doppelhaushalt 2017/2018 ist ausreichend Geld vorhanden, um unsere vier Forderungen ohne Probleme zu erfüllen.